Wut und Killersätze
Die dreijährige Tina und ihre Mama beim Anziehen: Die Mutter nervt, wenn sie die Keine mehrmals rufen muss, bis sie endlich kommt. Dann sträubt sich Tina noch dagegen, hantiert mit ihrer Puppe und will sie partout nicht aus der Hand geben.
Wenn die Mutter so richtig mit der Tochter zu schimpfen anfängt, kann sie sich nicht mehr kontrollieren, auch dann nicht, wenn Tina schon einlenkt. Sie lässt eine Schimpftirade über das Mädchen ergehen: „Kannst du dich nicht ordentlich benehmen? Glaubst du, mir macht es Spaß so ein schlimmes Kind anzuziehen? Wie oft soll ich dir sagen, dass du die Puppe aus der Hand geben sollst?“ und fügt bedrohlich hinzu: „Na, wird’s endlich?!“
Abreagieren
Ehrlich: Wenn man so richtig „in Fahrt“ ist, geht es doch gar nicht mehr um Erziehung, sondern man hat einfach das Bedürfnis, sich abzureagieren - und macht das Ganze nur noch schlimmer! Wir verlangen Disziplin von unseren Kindern. Aber: wie ist es mit der eigenen?
Demütigen
Wenn die Mutter so weiter schimpft, fängt Tina laut zu weinen an. Das Geplärre nervt die Mutter erst recht. Sie wird noch wütender: „Jetzt hör endlich auf mit deinem Getöse! Das ist ja nicht zum Aushalten!“ Zynisch: „Was bist du für eine jämmerliche Heulsuse. Du kannst einem wirklich das Leben vermiesen!“ Demütigungen, Groll und unterdrückte Gefühle sind der beste Nährboden für Verhaltensauffälligkeiten.
Zurückstoßen
Solche Worte, egal aus welchem Anlass, sind emotionale „Killer“, die sich tief in die Kinderseele einprägen. Der Gipfel ist, wenn die Mutter das Kind auch dann noch zurückstößt, wenn es sich versöhnen will und ihm eine Abfuhr verpasst: „Jetzt willst du mir schön kommen?! Geh weg! Ich brauch dich nicht!“
Hinterher hasst sich Tinas Mutter für ihr Verhalten – aber mit Schuldgefühlen ist dem Kind nicht gedient. Meist führt dies dazu, dass sie die Tochter gewähren lässt oder nachgibt, wenn sie wieder etwas will. Sie möchte es ja wieder gut machen und tappt dabei in die Verwöhnungsfalle: Die Dreijährige wird zunehmend fordernd – und sie überfordert.
Für Tina und ihre Mutter gibt es Rat und Hilfe – wenn sie sie holt und einsichtig und konsequent an ihrem eigenen Verhalten arbeitet!
Mag. Maria Neuberger-Schmidt - www.elternwerkstatt.at