Warum um Erlaubnis fragen?
Manchmal beobachte ich kleine Kinder, wie sie sich selbständig die Kekspackung aus Mamas Handtasche oder Lade holen, sich nach Belieben Essen und Getränke aus dem Kühlschrank nehmen, die Fernbedienung verwalten und ungefragt ein-, aus- oder umschalten. Die Kinder schalten und walten nach Belieben, ihren spontanen Impulsen entsprechend. Die Eltern wollen ihr Kind nicht unnötig einengen und freuen sich, dass es schon „so selbständig“ sei und schreiten erst ein, wenn etwas passiert. Dann wird meistens geschimpft: „Kannst du nicht aufpassen?!“
Kinder nicht mit Freiheiten überfordern
In solchen Situationen wird Eigenständigkeit mit Führungslosigkeit verwechselt. Oft ärgert man sich, dass ausgepatzt, Gegenstände kaputt gemacht oder verlegt wurden. Hier ist Toleranz fehl am Platz. Was Kinder brauchen sind klare Regeln und Strukturen. Eine Regel sollte lauten: „Frag, wenn du was willst!“ So lernt ein kleines Kind ein Nein zu akzeptieren, sich über ein Ja zu freuen und sich zu bedanken.
Keine Halbherzigkeiten
Wenn kleine Kinder um Erlaubnis fragen, oder größere zumindest informieren, was sie vorhaben, dann behalten die Eltern den Überblick, können freundlich Dinge erlauben, vorzeigen, notwendige Anleitungen geben und zusehen (z.B. beim Saft eingießen), wie die Dinge achtsam und gewissenhaft erledigt und danach auf den Platz zurückgestellt werden. Dadurch schafft man Gelegenheit zu loben, Sicherheit und Ermutigung zu geben. Kinder lernen, Dinge ruhig, achtsam und konzentriert zu erledigen und gewinnen rasch an echter Kompetenz.
Die Schule der Achtsamkeit und des Respekts
Vor allem lernen Kinder auch, die Grenzen anderer zu respektieren - so wie auch wir nicht in fremden Taschen oder Schränken wühlen und nicht ungefragt einen Gegenstand aus den persönlichen Dingen des Partners nehmen. Umgekehrt sollten auch Erwachsene nicht ungefragt Gegenstände des Kindes verwenden, die Bastelschere oder ähnliches. Es soll erleben, dass auch seine Person mit demselben Respekt behandelt wird.
Ess- und Familienkultur
Wenn Kinder lernen, nicht überall und jederzeit zu essen oder zu naschen, sondern Mahlzeiten gemeinsam einzunehmen, erleben sie Familienatmosphäre und Esskultur. Das stärkt die Beziehung und den gesunden Appetit, der weder zu Suchtverhalten noch zu Übergewicht führt.
Übrigens: Je respektvoller und verantwortungsbewusster Kinder sind, umso mehr Freiräume können wir ihnen gewähren.
Mag. Maria Neuberger-Schmidt - www.elternwerkstatt.at