Männliche Pädagogen: Die Nadel im Heuhaufen

„Nur die Harten dürfen in den Garten!“, tönen Männer gerne lautstark, wenn es um große Herausforderungen geht. „Nur nicht in den Kindergarten“, schieben wir an dieser Stelle kleinlaut nach. Denn dieser Aufgabe stellen sich die Wenigsten. Wo sind die echten Kerle, die dem Softie-Image trotzen und darüber erhaben den Beruf des Kindergartenpädagogen wählen? Derzeit sucht man sie noch wie die viel zitierte Nadel im Heuhaufen.

Schon lange weiß man, dass männliche Bezugspersonen für die kindliche Entwicklung eine große Rolle spielen. Doch im Alltag vieler Kinder sind Männer kaum mehr greifbar. Die Scheidungsrate in Österreich lag 2017 bei 46,5 Prozent und unsere Kids wachsen größtenteils bei ihren Müttern auf. Vor allem Buben fehlen männliche Identifikationsfiguren und Vorbilder. Trotz des naturgemäß vorhandenen Unterschiedes zwischen beiden Geschlechtern, sollen Kinder darüber hinaus aber auch erleben, dass Männer durchaus dieselben Tätigkeiten übernehmen können wie Frauen. 

Eine gute Mischung
Weibliche und männliche Aspekte in harmonischer Ergänzung zueinander sollte das Ziel der Zukunft sein. Wünschenswert wäre daher eine Mischung des Personals, das sich unserer Kinder annimmt. Es gibt Unterschiede von denen alle profitieren:

Körperliche Unterschiede
Männer haben eine tiefere Stimme, sind meist größer und stärker als Frauen. Durch ihr körperlich dominanteres Erscheinungsbild können sie durchaus präsenter auf Kinder wirken. Mit einem kräftigen „Hört mal alle her!“ verschafft sich der männliche Pädagoge rasch Gehör, was mitunter zur Erleichterung im Erziehungsalltag beitragen kann.

Mit Buben die Welt entdecken
Bei Buben sind Vertreter des männlichen Geschlechts sehr wichtig für deren Identitätsentwicklung und ihre Rollenfindung. In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass Buben einen männlichen Praktikanten rasch für sich vereinnahmen. Männer können sich auf besondere Art auf die Bedürfnisse von Buben einlassen, weil diese ihrer eigenen Erlebniswelt oft sehr nahe und entsprechend sind: Wildes Toben, Fußballspiele anzuleiten oder Werkarbeiten herzustellen. Das alles gefällt den kleinen und großen Buben.

Ritter, Räuber und Piraten
Da Männer selbst ein höheres Aggressionspotential aufweisen als Frauen, erdulden sie auch bei den ihnen anvertrauten kampflustigen Rabauken ein durchaus wilderes Treiben. Ritterschlachten müssen schließlich geschlagen und Schwerter geschnitzt werden. Männer greifen seltener beschwichtigend in das Spiel der kleinen Kämpfer ein, als ihre weiblichen Kolleginnen. Das regulierende Eingreifen und Aufstellen ordnender Spielregeln findet vielmehr durch Einbringen neuer Spielimpulse als durch Sanktionen und Verbote statt.

Sanfter Riese
Kinder, die zu Hause Gewalt erfahren und dadurch eine allgemeine Angst vor Männern entwickelt haben, können von der Anwesenheit einer fürsorglichen männlichen Bezugsperson im Kindergarten profitieren. Die positive Erfahrung im Kindergarten kann dem negativen Erleben gegenüber gestellt werden.

Die ideale Ergänzung
Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es. Erstrebenswert sind daher Frauen und (mehr!!) Männer in unseren Kindergärten. Schön, wenn Männer wie Frauen in Zukunft sagen: „Das ist ein erfüllender Beruf!“

 

Katharina Wallner

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