Wenn Eltern nicht Einhalt gebieten
Domenik, dreieinhalb, schmeißt mit Spielklötzen um sich, weil Papa nicht mit ihm spielt. Vater: „Hallo Domenik, hör auf!“ Domenik macht unbekümmert weiter. Vater: „Was ist los?!“ Domenik schmeißt einen Klotz auf Vaters Kopf. Patsch! Domenik: „Nie spielt ihr mit mir!“ Vater: „Ich mach das gerade noch fertig!“ Domenik schreit „Gleich!!!“ während er dem Vater eine knallt. Patsch! Vater: „Ich verstehe, dass dir langweilig ist…“ Domenik schlägt wieder drauf los. Vater: „Aus! Du tust mir weh!“ Die schweigend zusehende Mutter räumt die Klötze weg.
Respekt- und Hilflosigkeit
Diese Szene der Respektlosigkeit und Hilflosigkeit schildert mir ein Vater in einer Mischung aus Lachen und Verzweiflung. Wenn die Eltern nicht Einhalt gebieten, kündigt sich eine bedenkliche Entwicklung an. Gewaltlosigkeit darf nicht Autoritätsverlust bedeuten. Doch gar so gewaltfrei ist das Verhalten des Vaters gar nicht. Er hat es verabsäumt, den Sohn in seinem Wunsch nach gemeinsamen Spiel ernst zu nehmen, diesem Wunsch zu entsprechen oder sich respektvoll abzugrenzen. Stattdessen hat er ihn halbherzig „abgewimmelt“, was den Zorn des Kleinkindes entfacht, das offenbar gewohnt ist, sich einiges zu erlauben. Auch die Klage „Nie spielt ihr mit mir!“ wird mit einer Vertröstung beantwortet, statt mit dem Ernstnehmen der Gefühle. Das folgt hinterher, statt zuerst.
Wenig Worte, dafür Taten
Ist kindliche Aggression einmal eskaliert, ist mit Worten zu wenig getan. Gleich zu Beginn muss der Vater Verständnis und Entschlossenheit zeigen, indem er handelt und den Sohn daran hindert, mit seinem ungehörigen Verhalten fortzufahren. Das kann er, indem er ihn hält und Auge im Auge ruhig und ernsthaft mit ihm spricht. Wütende Kleinkinder kann man dabei in eine leichte Decke wickeln, damit sie nicht weiter zuschlagen können. Nur wenn der Vater Wohlwollen und Überlegenheit ausstrahlt, wird der Sohn von seinem respektlosen Verhalten ablassen. Nur so wird auch die Gefahr gebannt, dass der Vater unkontrolliert und möglicherweise aggressiv reagiert, wenn es ihm zu viel wird.
Elternsolidarität muss sein
Die Rolle der Mutter ist ambivalent. Der Sohn deutet ihr Verhalten als Zustimmung, da sie keine Solidarität mit dem Vater zeigt und die Klötze einräumt anstatt es von ihm zu verlangen. Wenn Eltern nicht kooperieren, nützen das die Kinder aus, das ist ganz natürlich- zum Schaden aller Beteiligten.
Mag. Maria Neuberger-Schmidt, www.elternwerkstatt.at