Wie bin ich Vorbild?
„Was nützt die ganze Erziehung – sie machen einem ja doch alles nach!“ Dieser Ausspruch löst oft Heiterkeit aus und macht klar, dass es in der Erziehung vor allem auf das gelebte Vorbild ankommt. Romano Guardini sagt dazu:
„In erster Linie zählt, was du bist, in zweiter Linie das, was du tust und erst danach das, was du sagst.“
Wie bin ich Vorbild? Auch Sie haben Fehler und Schwächen? Keine Angst, es geht um das Echtsein, nicht um das Perfektsein. Wichtig ist der Mut zur Wahrheit und Ihre Bereitschaft, an sich zu arbeiten.
Echtsein geht vor Perfektsein
Dann geht es darum, Ihrem Kind vorzuleben, was Sie ihm vermitteln möchten. Seien Sie wachsam gegenüber Ihrer eigenen Widersprüchlichkeit. Sie verlangen von Ihrem Kind, ruhig und beherrscht zu reagieren, platzen aber vor Zorn, wenn es widerspricht? Sie predigen Ehrlichkeit, finden aber nichts dabei, sich gelegentlich mit einer Notlüge zu behelfen? Ihr Kind soll schön sprechen, Sie aber fluchen „wie ein Kutscher“ im Auto?
Vorbild hat Langzeitwirkung
Manche Eltern versichern: „Ich bemühe mich ehrlich, ein gutes Vorbild zu sein. Trotzdem macht mein Kind genau das Gegenteil!“ Dazu möchte ich sagen: Erziehung ist vielschichtig. Jedes Kind ist anders und reagiert anders. Vielleicht gibt es Krisen im Familienleben oder Störungen von außen. Vielleicht hat Ihr Kind das Gefühl, Sie drängen ihm Ihre Vorstellungen auf und reagiert deshalb mit Opposition.
Das rechte Wort zur rechten Zeit hat eine große Macht und Ihr Kind braucht klare Worte – sparsam, treffend, Worte mit Verständnis. Vor allem aber sollten sie nicht im Widerspruch zu Ihren Taten und zu Ihrem Sein stehen, sonst stiften Sie Verwirrung und Ihr Kind verliert die Achtung vor Ihnen.
Wenn Sie aber wohlwollend, ehrlich und nach bestem Wissen und Gewissen reden und handeln, dann werden Sie die Wirkung nicht verfehlen – über kurz oder lang.
Mag.Maria Neuberger-Schmidt - www.elternwerkstatt.at -